- 437 geht, aber dieser Weg des Schmerzes ist nun zugleich ein Weg zur inneren Vervollkommnung, zum höheren Lebensstil. In die Romane und Erzählungen der Frau Svobodova, »Milenkyc ()Liebchen«, Roman, 1901), »Pesinkami srdce« (»Auf den Pfaden des Herzens«, Erzählungen, 1902), »Plameny a plamenky« ()Flammen und Flämmchen«, Erzählungen, 1905) treten von nun an neben die Liebe, die als ein veredelnder, verklärender Faktor geschildert wird, auch neue Lebensmächte : das erhabene Heldentum des Schönheitskultus , der kühne Heroismus der Persönlichkeit, das stolze Bewußtsein der Pflicht gegen die Menschheit. Nicht immer erklingen bei ihr diese siegreichen Töne; manchmal, so in ihren letzten Sammlungen von Erzählungen »Marne lasky« (»Vergebenes Lieben«, 1907) und »Posvatne jaro« (»Der heilige Frühling«, 1911) zeigt sie auch die Kehrseite der< modernen Liebe, ihren verbitterten Pessimismus, ihre verzweifelte Ironie, ihre tiefe Verachtung; ein wehmütiger Mystizismus der ewigen Vernichtung lagert wie eine düstere Wolke über diesen Arbeiten. Auch als Künstlerin hat sich Frau Svobodova von ihrer ersten Phase ungemein weit entfernt; diese Entfernung bedeutet zugleich ein allmähliches Reifen. In ihrer letzten Schaffensperiode stilisiert RöZena Svobodova, den großen Dichterinnen Ricarda Huch und Selma Lagerlöf nicht unähnlich, ihre Erzählungen gern als Märchen oder moderne Legenden; dabei wird sie von ihrer Neigung zur exotischen Eleganz, von ihrer ästhetischen Vorliebe für schöne und ausgesuchte Kunstgegenstände, von ihrem feingebildeten Verständnis für die bildende Kunst, welches durch Reisen und Studien in Italien vertieft wurde, unterstützt. Aber sie ist bei dieser kunstvollen Isolierung, bei diesem zeitbedingten Raffinement des gebildeten und verbildeten Kulturmenschen nicht stehen geblieben, vielmehr sucht sie in ihrer allerletzten Schaffensperiode das typische Schicksal, das innere Gesetz des Menschenlebens, das ewige Paradigma des Kampfes zwischen der Liebe und dem Tode; die Kunstlehre des mit ihr befreundeten Kritikers F. X. Salda hat ihr dabei den ·Weg gezeigt. Nirgends hat sie diese neue Stilmethode, welche in ihrer abkürzenden Zeichnungsart den rohen, tatsächlichen Naturalismus überwindet, besser verwendet als in der umfassenden Rahmenerzählung »Cerni myslivci« (»Schwarze lägen, 1908), wo die wundervolle ostmährische Wald-