- 435 und »Vranov~ (1906), welche alle Mängel der naturalistischen Romankunst und des bösen, phrasenhaften Journalstils aufweisen; viel besser und natürlicher sind Merhauts düstere, pessimistisch untermalte Bilder aus dem Brünner Großstadtleben , besonders diejenigen, die der Sammelband ~Cerna pole~ (»Schwarze Felder~, 1897) vereinigt. Ein äußerst origineller Naturalist ist der pessimistische Visionär J 0 s e f K. SIe j ha r (geb. 1864), der etwa Dostojevskij mit Huysmanns verbindet, allerdings ohne die geniale Psychologie des ersten und ohne die raffinierte Kultur des anderen. Endloses Mitleid ist bei diesem abstrusen Barbaren mit der tiefsten Verachtung gepaart. Mit mitleidiger Liebe umfaßt er alle leidenden Wesen, gequälte Tiere wie verhungernde Vagabunden, sterbende Pferde wie kranke Kinder, verzweifelte Fabrikarbeiter wie verblutende Wöchnerinnen. Doch derselbe Dichter schleudert der leidenschaftlich gehaßten Gesellschaft die wildesten Vorwürfe ins Gesicht, er verabscheut die reichen Fabrikanten, die vermögenden Bauern, die in ihrer bequemen Ordnung glücklichen Bürger, die liebesseligen Eheleute; die moderne kapitalistische Gesellschaft erscheint ihm als eine gräßliche alttestamentarische Vision von Laster, Elend, Abscheu und Niederträchtigkeit. Wo er kleine Naturskizzen oder kürzere Erzählungen bietet - die gelungensten sind in den Sammlungen ~Dojmy z pffrody a spolecnosti~ (»Eindrücke aus Natur und Gesellschaft~, 1894) und »Zatisf« (~Stilleben(, 1898) vereinigt, und in einer guten deutschen Auswahl ~Erzählungen und Skizzen~ (1907) von Zd. Hostinska zugänglich - erSchüttert er seine Leser durch stürmische Kraft. Dagegen wirken seine formlosen ermüdenden Romane, welche gewöhnlich eine ganz spärliche Alltagshandlung auf mehreren hundert Seiten unglaublich schleppend erzählen und sie mit nichtssagenden Episoden und überfüllten Milieuschilderungen unterbrechen, nur abschreckend und abstoßend; das gilt besonders von seiner ganz unverdaulichen ~Hölle« ()Peklo~, 1905), einem halb mystischen, halb naturalistischen Fabrikromane; bedeutend höher steht die schwungvolle, wenn auch ganz lose komponierte Erzählung »Lipa« (~Die Linde~, 1908), wo er ein begeistertes Hohelied des patriarchalen Landlebens , der Feldarbeit und der volkstümlichen Traditionen anstimmt. Nur in ihren künstlerischen Anfängen hing Frau Ru zen a 28*