- 433 seinen beiden großen Romanen, in welchen er sich als kundiger Psychologe der jugendtrunkenen, kraftüberströmenden Seele zeigt, bietet Mrstik auf dem oben erwähnten Gebiete sein Bestes. Immer bleibt er ein treuer Zolaschüler: in seinem duftigen »Maimärchen« (»Pohadka maje«, 1897), dem etwas faden Liebesidyleines mährischen Studenten, besingt er in farbenreicher Prosa die blühenden, rauschenden mährischen Forste ähnlich wie sein Meister die üppige Gartennatur von Paradou in seinem »Abbe Mouret(. In dem schmerzvollen, beinahe tragischen Studentenroman »Santa Lucia« (1893), in welchem die Handlung ganz hinter der großstädtischen Milieuschilderung, hinter der hymnischen Beschreibung des altertümlichen Prag zurücktritt, nähert sich Mrstik den berühmten Zolaschen Pariser Stadtbildern. Es klingt geradezu paradox, wenn man diesen stürmischen Zolaschüler als einen patriarchalischen Idylliker bezeichnet, und doch trifft dieses Wort den Kern von Mrstiks Wesen. Aus dem kleinen Städtchen Ingrowitz an der böhmisch-mährischen Grenze gebürtig, in dem slowakischen Dorfe Divaky unweit von Auspitz lange als freier Schriftsteller und später als tätiger Immenwirt angesiedelt, verbrachte Vilem Mrstik den größeren Teil seine!> Lebens auf dem Lande, in der freien Natur unter Bauern und Schäfern. Er liebte das Landvolk, fühlte sich nur in Wäldern und Feldern heimisch, verstand die leisesten Regungen der Naturseele. Doch dies war bei ibm keineswegs nur instinktives Ahnen und Fühlen, sondern zu der tiefen, ursprünglichen Neigung des Landmannes gesellte sich bei Mrstik die feste Überzeugung des pantheistisch gestimmten Rousseauisten, daß das Wohl der Menschheit in dem engsten Zusammenhange mit dem heiligen Mutterboden bestehe, daß die menschliche Pflanze nur in der freien Luft unter dem klaren Himmel gedeihen. könne. So stellt ihm das im Freien lebende und arbeitende Landvolk die herrliche Einheit des Menschen und der Natur in der ursprünglichen Reinheit dar. Davon erzählen die meisten Arbeiten, die er mit seinem bereits erwähnten Bruder Alois geschrieben hat und die entweder' in der knappen novellistischen oder in der gesteigert dramatischen Form das slowakische Landleben schildern. Während er aber in seiner Jugendzeit mehr die erhabenen, großartigen oder leidenschaftlichen Seiten des Naturlebens hervorzuheben pflegte, neigte er später zu dem Lieblichen, Anheimelnden und jakubec-Novak, Cechische Litteratur. 2R