420 schaft; kehrt immer wieder in die modeme, schwer atmende {;roßstadt zurück. Antonin Sova, ein Südböhme, debütierte im Jahre 1890 mit seinen »Realisticke sloky~ (»Realistische Strophen~) und »Kvety intimnich na1ad~ (»Blüten der intimen Stimmungen~); damals verschwand er fast unter seinen poetischen Mitwerbern. Es war damals die Zeit der Coppee-Begeisterung in Prag; die jungen Poeten verliebten sich in die banal-faden Szenen, in die kleinlichen Figürchen, in die gereimten Anekdoten, in winzige landschaftliche Bilder des schlichten maUre Fran<;ois und ahmten dieselben gelehrig nach. Einige haben diesen Standpunkt nie überwunden und reichten für ihr ganzes Leben mit dieser epigonenhaften Richtung aus, die sich bei ihnen noch prosaischer und sentimentaler gestaltete. So der ungemein fruchtbare, aber belanglose Lyriker Antonin KlaStersky (geb. 1866), ein fleißiger Übersetzer aus dem Englischen, den die konservativen Kritiker gern gegen die modeme cechische Lyrik ausspielen. Andere Poeten wieder haben nach dieser Vorübung eine einzige lyrische Saite gewählt und bis zur Virtuosität beherrscht; es ist die impressionistische Landschaftsmalerei in Versen. Ich nenne aus dieser {;ruppe wenigstens Kar eIe e r v i n k a (geb. 1872), den feinen Stimmungsmaler der einheimischen Wälder und Haue, Wiesen und Haine, deren Farben- und Lichteffekte er vorzüglich in {;edichten schildert, während auch in seinen soliden, aber etwas trockenen Erzählungen aus dem Leben der Förster und Heger die Waldnatur mitzuspielen pflegt. Als junger Anfänger zeichnete auch Sova das modeme {;roßstadtleben mit einem peinlichen Realismus geduldig, genrehaft und sentimental und malte mit dem schwankenden Pinsel eines unsicheren Impressionisten die bescheidenen Schönheiten seiner stillen, verträumten südböhmischen Heimat. Bald aber verließ er unbefriedigt die Coppee-Schule. Schon sein viertes {;edichtbuch, das den bezeichnenden Titel »Mitleid und Trotz~ (»Soucit i vzdon, 1894) führt, eröffnet, wenn auch noch nicht sicher und zielbewußt, eine neue Epoche in Sovas Schaffen. Während er bisher das Leben und Streben seiner Mitmenschen scheu und süßlich bemitleidete, will er es jetzt rügen und richten. Sein lyrisches Monodrama »Zlomena duse~ (»Eine geknickte See1e~, 1896) ist ein bedeutender Beitrag zur Psychologie des modemen Individuums, das mit seiner Zeit,