- 41 Salda, der stärkere Eindrücke aus Büchern und Kunstwerken als von Menschen und aus der Natur empfängt, entnahm diesen Vorbildern nur solche Elemente, die seinen eigenen Ideengang befruchten und fördern konnten. Immer betonte er, daß es in der Kunst in erster Reihe auf einen schöpferischen, unerschrockenen, ja geradezu heldenhaften Charakter ankomme, der seine Intelligenz und seine Technik möglichst fein zu bilden, seine Sinne und Instinkte dagegen möglichst rein zu erhalten habe. Nur ein solcher Künstler, sei es schon in der Poesie oder in den bildenden Künsten, könne die hohen Forderungen erfüllen, die man an die moderne Kunst stellt: nämlich in lebendigen Symbolen das große, erhabene Weltdrama vorzuführen, dessen ewige Schauspieler der Gedanke und der Schmerz, die Liebe und der Tod sind. Saldas sehnsüchtiges Trachten nach höheren Entwicklungsmöglichkeiten der cechischen Kunst mündet in der allerletzten Zeit in zwei ausgesprochene Bestrebungen. Ohne jemals die Unfehlbarkeit einer bestimmten Kunstrichtung anzuerkennen, sucht Salda die Notwendigkeit einer typischen, klassischen Poesie zu begründen, deren \Verte lebensbejahend und objektiv sein müßten. Dabei löst er sich von seinen kosmopolitischen Anfängen los und tritt als zielbewußter Vorkämpfer einer entschieden nationalen Litteratur auf, die allerdings ihr völkisches Grundwesen weder in nationalen Stoffen noch Tendenzen, sondern vielmehr in der Art und Weise der Problemstellung und des Stiles erblicken dürfte. Die historischen Bedingungen solcher nationalen Kunst hat er in dem anregenden Büchlein ~Modernf literatura ceska~ (»Moderne cechische Litteraturc, 1909) dargelegt. Aber Salda ist nicht besonders glücklich, wenn es gilt, scharfe Richtlinien zu ziehen oder große Stoffmassen zu bewältigen; seine Stärke liegt in der Einzeluntersuchung und in der Charakteristik, wie es besonders glänzend seine Sammlung von Bildnissen »Duse a df1o~ (>Seele und Werk~, 1913) bestätigt. Das eigentlich Biographische sowie die Ideengeschichte zur Seite schiebend, beschäftigt sich Salda in der allerersten Reihe mit der Formsprache der zergliederten Dichter und weiß noch in der Metapher, in dem Beiworte, in dem Rhythmus den Widerhaldes dichterischen Erlebnisses zu entdecken. Manchmal stellt er feinsinnige analytische Untersuchungen an, jedoch nirgends zeigt