- 410 mit dem grausamen Intellekt besingen oder schmachtend das verlorene Paradies der unschuldigen Natur und der keuschen Jugend verherrlichen. Saldas Erzählungen »Zivot ironickye (»Ein ironisches Leben" 1912) bevorzugen in ihrer unheimlichen Gefühlschemie komplizierte, lebensmüde oder von der Wirklichkeit angeekelte Naturen, die im fast wahnsinnigen Kampfe um höhere Lebensformen zugrunde gehen; entweder bedient sich Salda in denselben der möglichst knappen Form der eigentlichen Novelle, oder aber umrankt er seine herben Betrachtungen über das menschliche Dasein mit kunstvoller Stilverzierung : immerhin verrät seine Lyrik wie seine erzählende Prosa eher einen grübelnden und gewagte Versuche anstellenden Kenner als einen unmittelbar schaffenden Künstler. Zu seinem wundervollen Stile hat Salda bereits in den älteren, meistens vernichtenden kritischen Referaten, die immer das beurteilte Buch zum Ausgangspunkte allgemeiner Betrachtungen machten, Anläufe getan; später hat er, ein gelehriger EmersonSchüler, die Essayform liebgewonnen und in ihr -mit einem ganz eigentümlichen Zauber der Essenz die Kunstprobleme gelöst, welche für ihn zugleich immer Lebensprobleme waren. Sein Essaybuch >Boje 0 zitfeke (>,Kämpfe um den morgenden Tage, 1905), welches in seiner mittleren Periode entstanden ist, gehört zu den schönsten Proben der cechischen Wortkunst. Saldas kritische Methode ist ein Kunstprodukt, an dem manche Einflüsse mitgearbeitet haben. Zuerst waren es die großen französischen Stilkünstler wie Flaubert und die analytischen Kritiker, mit Taine obenan, die Salda gelehrt haben, die Kunst als eine organische, mit den verborgensten Nerven des Nationallebens verbundene Lebensfunktion zu betrachten; dann haben ihm die französischen Symbolisten den metaphysischen Sinn der Poesie und die zartesten Geheimnisse der Vers technik erschlossen. Später ist Salda in die strenge, puritanische Schule eines Carlyle, eines Ruskin, eines Emerson, aber auch eines Dostojevskij gegangen, und hier hat er das ethische Pathos, die künstlerische Moralphilosophie, den seherhaften, wuchtigen Predigerton gelernt. Zuletzt endlich empfing er reiche Anregungen von der Kunstkritik, in der er sich auch mit Erfolg versuchte, um vornehmlich die französischen Impressionisten dem cechischen Publikum nahe zu bringen.