386 epischen Darstellung, diese äußerst objektive Schriftstellerin schrieb neben solchen streng sachlichen Werken auch ganz lyrische und persönliche Bücher, wo ihr reiches Gemüt das Gleichgewicht zu gewinnen sucht; sie heißen bezeichnend »Mein Steinwege (»2 kamenite stezkyc, 1908) und »Schreie und Seufzen (l>Vykriky a vzdechyc, 1911). In ihrer beliebten Berg- und Waldlandschaft im äußersten Ostböhmen weilt sie mit ihrem Gram allein und spricht bald trotzig, bald wehmütig mit Gott, mit Natur und ihrem eigenen, ewig unzufriedenen Herzen. Alle Freuden, die unendlichen, alle Schmerzen, die unendlichen, suchen nun poetischen Ausdruck, und immer findet die Dichterin neue Symbole, neue märchenhafte Motive für das unruhige Wellenspiel ihrer Gefühle und Stimmungen. Das poetische Studium des Volkslebens und der Volksseele in Böhmen erlebt auf diese Weise eine entschiedene Umwandlung: von der bunten und malerischen Oberfläche - wendet man sich allgemein dem Seelenleben zu, indem man bestrebt ist, im Volke die Quellen der großen nationalen Strömungen aufzudecken, ¸ anstatt der dekorativen tritt nun immer mehr die tragische Auffassung des Volkes in den Vordergrund. Auch werden die wirtschaftlichen Verhältnisse sowie die sozialen Abstufungen des Landvolkes immer mehr berücksichtigt: Josef Holei'iek und neuerdings auch Antonin Sova haben den Kampf der südböhmischen Bauern gegen das Junkertum geschildert, Tereza Novakova starb über den Vorarbeiten zu einem agrarischen Romane aus Ostböhmen, F. X. Svoboda schrieb eine geradezu heroische Epopöe der bäuerischen Emporkömmlinge aus Mittelböhmen. Die jüngsten Schriftsteller träumen von einer Verbindung dieser bei den Elemente: des psychologischen und des wirtschaftlichen. Dafür ist keine Erscheinung charakteristischer als der frühverstorbene Josef Matejka (1879-1909), ein ernster grübelnder Klinstler, der den billigen Erfolg verschmähte. In seinem Innern stritder Sensitive stets mit dem Analytiker, der westböhmische Bauernsohn mit dem spöttischen Intellektuellen, der sachliche Erzähler mit dem verschnörkelten barocken Stilisten. Er hätte gewiß der cechischen Litteratur den Bauernroman schenken können, der ganz abseits von Volkskunde und Idylle liegt; seine »Duse pramenuc (»Die Seele der Quellenc, 1911) ist ein beachtenswerter Anlauf dazu.