373 pathetische, die schneidige Gestalt des mokanten J i f i Bit t n e r (1846-1904) die ironische Seite dar; die bedeutende Gattin des Letztgenannten Frau Maruska Bittnerova (1854-1897) bezauberte mit ihrer holden Weiblichkeit sowohl in den älteren Deklamationsstücken als auch in den modernen, dem Innenleben zugewandten Tragödien. Um die einheimische dramatische Produktion stand es aber schlimm genug. Der Dramatiker B 0 h u m i lAd a m e k (geb. 1848), mit dessen »Salomena«, einem schwungvollen Renaissancedrama aus dem 16. Jahrhundert in Böhmen, das cechische Schauspiel in das neue Nationaltheater getreten ist, täuschte alle Hoffnungen, die man an sein Erstlingswerk knüpfte. Die Stücke von Zeyer und V rchlicky erwiesen sich selten als bühnenfähig, und das Publikum wollte mit ihren lyrischen Schönheiten nicht vorlieb nehmen. J u li u s Z e y er, auch in der dramatischen Dichtung ein Bekenner der romantischen Kunstlehre, brachte biblische Idyllen, irische Legenden, slowakische Märchen, chinesische Intrigenkomödien, spanische Trauerspiele, Haupt- und Staatsaktionen aus der böhmischen Vorzeit - am besten sind das symbolische Märchen >Raduz und Mahulena~ (1897) und das historische Schauspiel >Neklan~ (1893), wo sich Zeyer an Ibsens dramatische Gedichte aus der skandinavischen Heldenzeit anlehnt, gelungen -, doch alle gewinnen sie erst bei der Lektüre. Leidenschaftliche Charaktere, die gewöhnlich kontrastmäßig gruppiert sind, beherrschen die wild aufbrausende Handlung, die aber durch zarte lyrische Einlagen durchbrochen wird; der Dramatiker versäumt keine Gelegenheit, seine Personen über Haß und Liebe, Sehnsucht und Verzweiflung, Tod und Erlösung machtvoll deklamieren zu lassen. Zeyer war allerdings selbst überzeugt, daß er vom Theater und vom Publikum ungerecht vernachlässigt, ja ignoriert werde, und gab seiner Verstimmung in geharnischten Vorreden zu seinen Stücken Ausdruck. Ja r 0 sI a v V r chI i c k y war auch als Dramatiker vielseitig und verwandlungsfähig : man kann die antike Heldensage und den Apostatastoff, die italienische Renaissance und die spanische Gegenreformation, das Rudolphinische Zeitalter und den Dreißigjährigen Krieg, das böhmische Mittelalter und die moderne Gegenwart in seiner dramatischen Bearbeitung finden; man kann bei