354 sowie in den schmachvollen Demütigungen der nichtswürdigen Gegenwart seinen Nährstoff findet. In den letzten Kapiteln des herrlichen Buches wird der Leser an das Sterbebett des unglückseligen Helden geführt, das unter dem klaren Himmel Italiens steht, und da kann er in den gebrochenen Augen des Jan Maria Plojhar des Dichters eigene Verzweiflung lesen, der, des ewigen Spieles der leeren Illusionen müde, sehnsüchtig hofft, schon bald in dem sicheren Hafen des absoluten Nichts Anker zu werfen. Nach sechs Jahren kehrte Zeyer noch einmal zum Hauptthema dieses tiefen Lebensbuches , indem er die wunderlichen Schicksale des Pariser ~Haus zum ertrinkenden Sterneq: düster und suggestiv erzählte: diesmal ist es ein dekadenter Nachkomme des armen slowakischen Stammes, der um Gott und Ewigkeit kämpfend in dem gespensterhaften Gewirre des modernen Paris stirbt und symbolisch die tragischen Geschicke seiner Nation erlebt. Als drittes Glied von dieser autobiographischen Kette der späteren Werke Zeyers ist sein Schwanengesang, die »Troje pameti Vita Chorazeq: (>Dreifaches Erlebnis des Veit Chorazq:, 1899) zu bezeichnen. Diesmal bedient sich Zeyer nicht mehr der Prosa, sondern seines beliebten Versmaßes, des melodischen und weichen Blankverses, um von der Welt, von der Lust und von der irdischen Unruhe Abschied zu nehmen und mit einem demütigen Hymnus der Menschen- und Gottesliebe seine ewige Heimat, das himmlische ]erusalem, zu begrüßen. Zeyer ist also ein vollblütiger Romantiker, der aber in die Zeit der realistischen Kunst, der sozialen Reformen, der materialistischen Philosophie, des religiösen Indifferentismus verschlagen wurde. Sein Farbenreichtum, sein Exotismus, seine berauschende Üppigkeit der Bilder verbinden ihn mit den französischen Romantikern; mit den englischen Präraffaeliten teilt er jedoch seinen keuschen, menschenscheuen Spiritualismus, seine mystische Religiosität, seine morbide Gotik, - nur so können die Neuromantiker in Böhmen in Zeyer, für welchen erst nach seinem Tode die Ruhmeszeit gekommen ist, ihren wahlverwandten Vorgänger erblicken. Der Renaissancedichter Ja r 0 s I a v V r chI i c k y (eigentlich Emil Frida, 1853-1912) bildet einen ausgesprochenen Gegensatz zu dem gotischen Spezialisten Zeyer. Wie in einem geistigen Brennpunkte durchschneiden sich in seinem immensen poetischen