-- 351 schwer zu leiden; er besaß zugleich eine äußerst sinnliche Phantasie und die Beanlagung zu religiösem Mystizismus; sein leicht erregter Geist schwelgte zugleich in bunten, leidenschaftlichen Bildern eines exotischen Lebens und in den kühnen Ideen exotischer oder mystischer Erlösung. Zeyer wollte sich oft, wie der dämonische Spätromantiker Baudelaire, )anywhere out of the world( flüchten, und so versank sein Geist in exotische Landschaften und altertümliche Zeiten, wo er sich an abenteuerlichen Schicksalen, an bunten Farben, an märchenhaften Szenerien berauschen durfte; doch wieder erwachte die mystische Unruhe seines kranken Herzens, das sich leidenschaftlich nach Gott, Tod und Nirwana sehnte. Die Rückkehr der Seele zu Gott bildete das Hauptthema seines Schaffens; gewöhnlich aber schickte Zeyer diesem mystischen Motiv als die irdische Ouverture die leidenschaftliche Sinneslust voraus, die jedoch das Herz nie zu stillen vermag, sondern nur in ihm die Sehnsucht nach dem Ideal und nach der evangelischen Aufopferung und Liebe erweckt. Dieser ursprünglich ganz vage, später buddhistisch gefärbte Supranaturalismus nahm bei Zeyer allmählich die festen Formen des geschichtlichen Christentums an, und in seinen letzten Werken sind ausgesprochen katholischen Neigungen wohl unverkennbar. Dem gealterten Verlaine, dem müden Strindberg nicht unähnlich, konnte auch der sterbende Zeyer sein Glaubensbekenntnis in die schlichten, erhabenen Worte zusammenfassen: ) Ave, crux, spes mea unica!( Dieser Zwiespalt spiegelt sich auch in seinem poetischen Werke wieder, dessen Stoffe ebenso mannigfaltig und vielseitig sind wie seine Formen. Das mittelalterliche Frankreich und Italien sind hier ebenso oft vertreten wie Japan und China; die altnordische Heldensage gesellt sich hier zu dem altböhmischen Heidentum; das rätselhafte Irland in dem ersten Dämmerschein des Christentums steht hier neben dem ritterlichen Spanien .Doch das Mittelalter drängt sich immer in den Vordergrund, die katholischen Völker und die feudalen Institutionen werden mit besonderer Vorliebe behandelt; gern läßt sich der Dichter von der altertümlichen Volksepik anregen. Eine phantastische Handlung spielt sich gewöhnlich in einer romantischen Umgebung ab, die der Dichter archaistisch und prächtig auszustatten weiß; die üppige, schwüle Schilderung packt des Lesers Phantasie, die