- 349 überreichte, hat er ein gutes Stück seines Lebens und seiner inneren Entwicklung hinter sich gehabt: elegisch und resigniert schaut er auf seine Erlebnisse in Amerika, auf die kühnen Hoffnungen seines national begeisterten Herzens, auf das allzu kurze Eheglück zurück. Doch er grollt, er verzweifelt nicht: denn stärker als der Tod ist die Liebe. Seine nächsten Gedichtsammlungen , die jetzt in einer schönen, dreiteiligen Gesamtausgabe vereinigt sind, bedeuten allmähliche Klärung seines Horizontes: neues, stilleres Lieben ergreift sein Herz, der Reigen der spielenden Kinder rauscht durch seine Tage, die Natur winkt dem Dichter immer mütterlicher und zarter. Der müde Wanderer ruht sich in seiner Bergheimat aus, er gewinnt neues Verhältnis zum Landvolke, und indem er dasselbe in kleinen Balladen und poetischen Charakteristiken zeichnet, wird sein Vers plastischer, fester, knapper. Seit dem Ende der achtziger Jahre tritJ. V. Sladek geradezu als Bauernpoet auf: entweder nimmt er Stellung zu den politischen Begebenheiten im Sinne eines stolzen, bodenständigen, alles Fremde abwehrenden Landmannes, oder stimmt er seine ganz volkstümlichen, leicht sangbaren, sehr oft übermütigen »altmodischen Liedchen« an ... kaum erkennt man in denselben den früheren Melancholiker und Elegiker. Ein trüber, müder Winter schließt dieses reiche Leben ab: langjährige, qualvolle Krankheit läßt täglich an den Tod denken, die Schar der Freunde stirbt aus, alte schmerzhafte Erinnerungen erwachen. Von den letzten Büchern des gealterten Sladek, die beharrlich die Gefilde der Seligen besingen, gilt das Goethesche Wort: »Was ich besitze, seh' ich wie im Weiten, und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.« Noch einmal drängen sich volkstümliche Lieder über die Lippen des alten Bauernsohnes : wenn es schon keine ausgesprochenen Totenklagen im altertümlichen Volkstone sind, gelten sie dem allmächtigen Verwalter der ewigen Farm, welchen das bäuerlich stilisierte Christentum des Poeten als den allergütigsten Sämann des Lebens und der Liebe verherrlicht. An der Spitze des poetischen Kosmopolitismus in Böhmen stehen zwei erhabene Wortkünstler : J ulius Zeyer und J arosla v VrchlickY. Beide Dichter, welche ursprünglich eine innige Freundschaft verbunden und später ein nicht mehr überbrückbares Zerwürfnis entfremdet hat, waren stark von der west-