- 323 lichen poetischen Beschreibung oder unter einer zügellosen Rhetorik zu leiden hat; oder aber er vereinigt in einem geschickt arrangierten lyrischen Bande seine politischen Meditationen und seine sozialen Betrachtungen ,die entweder in das üppige schwere Gewand einer Ode oder in die leichte, volkstümliche Liederform gekleidet sind; ein andersmal bringt der Poet, dessen Humor zart und schelmisch ist, ein anmutiges allegorisches Märchen, worin er den öffentlichen Albernheiten und den landläufigen Vorurteilen schalkhaft ein Schnippchen schlägt; endlich befriedigt er auch die unter seinen Lesern, die für die Poesie kein Verständnis zeigen, mit einem liebenswürdigen, mehr anmutigen als tiefen Novellenbuche. So steht er in seinem vierzigsten Jahre auf dem Gipfel seiner Kunst und seiner Popularität, die er teilweise auch seiner politischen Gesinnung, die liberal und demokratisch ist, zu verdanken hat.. Doch diese riesenhafte Begeisterung der Leser, dieser öffentliche Beifall der gesamten Nation drückt und beängstigt den bescheidenen, in sich gekehrten Träumer nicht weniger, als die wirre und geräuschvolle Hast der Großstadt den ruhigen, stillen Verehrer des Landlebens anekelt. So flüchtet sich der schlichte Dichter in eine idyllische und beschauliche Einsamkeit, ursprünglich in der fruchtbaren Elbegegend bei Melnik, dann in einem ländlichen Vororte Prags, wo er nur seinen Blumen und seinen Jugenderinnerungen lebte. Hier veranstaltete er noch eine zwanzigbändige Gesamtausgabe seiner Werke, unternahm kleinere Reisen ins Ausland, rang tapfer mit einigen schwierigen poetischen Stoffen, ohne sie doch zu bewältigen. Nachdem er noch als Humanitätsapostel , Slawenfreund und Patriot rührend und gerührt in dem zyklischen Gedichte >Do sveta Sfreho« (>Für die weite Welt«, 1908) von seinen Lesern Abschied genommen hat, starb Svatopluk Cech als »der allerletzte Sänger der nationalen Wiedergeburt«. Svatopluk Cech ist durchwegs ein Tendenz- und Problemdichter ; auch da, wo der poetische Grundton rein episch oder idyllisch ist, werden in die epische Handlung tendenziöse Fäden bewußt verwoben. So werden schon in den >Adamiten«, des Dichters erstem einheitlichen Werke, von den religiösen Schwärmern des 15. Jahrhunderts moderne Probleme des Pantheismus und des Materialismus, der freien Liebe und der Frauenemanzipation, des Kommunismus und der Anarchie mit einer er.., 21*