- 285 bilden] und )Rodinna kronikall: [»Familienchronih», einer vorzüglichen Romanbibliothek, und endlich als mächtiger Faktor in der » Umelecka Besedall: (Künstlerressourcell:), dem einzigen bedeutenden litterarischen Verein in Prag, einen ungeheueren Einfluß aus. Junge Dichter warben um die Gunst des litterarischen Diktators, cechische Studenten, an die sich Halek in einer warmen und klugen Tendenzschrift wendete, beteten ihn an, den braven Bürgern, die patriotisch gesinnt, aber litterarisch ungebildet waren, imponierte sein stolzes Selbstbewußtsein, die Damen waren von seinen verführerischen und süßlich sentimentalen Liebesliedern bezaubert. Die Kritik, die sowohl sein Erstlingslied wie auch sein reifstes Liederbuch zum Prüfsteine ihrer analytischen Fähigkeit wählte, bemühte sich zu zeigen, daß seine Kunst ihre oft recht engen Grenzen habe, und daß man in jedem seiner allzu rasch improvisierten Bücher aufmerksam Spreu von Weizen sondern müsse. Aber diese ehrlichen Versuche fanden in der Öffentlichkeit keinen Anklang; Haleks künstlerische Größe wurde zu einer Legende, die erst in der allerletzten Zeit zerstört wurde. Bei Halek, der seine ersten, recht holperigen Verse in Erbens balladischer Manier als neunzehnjähriger Student veröffentlicht hatte, war stets die glücklichste Inspiration mit dem völligsten Mangel an poetischer Kultur gepaart. Diesem kraftstrotzenden Temperament, das mit einer leidenschaftlichen Hast arbeitete, ge· brach es stets an der stilvollen Disziplin. So sucht man in diesem fleißigen Schriftsteller, dessen \Verke elf große Bände ausfüllen, vergeblich den zielbewußten, reifen Künstler. Wie fast alle Mitglieder der neuen Schule, wurde auch Halek von allerlei fremden Vorbildern beeinflußt und recht lange beherrscht; als Lyriker lernte er bei Heine und Lenau, als Epiker ahmte er Byron, als Dramatiker Shakespeare nach; auch seine frischen Erzählungen aus dem böhmischen Landleben sind ohne Bret-Harte und Turgeniew nicht denkbar. Doch es gelang ihm nicht, diese Einflüsse organisch zu verarbeiten; überall begegnet man bei ihm den krassesten Nachahmungen, ja wörtlichen und inhaltlichen Reminisz~nzen, in seiner Jugenddichtung sogar vergröbernden Zügen, die an unwillkürliche Karikatur und Parodie grenzen. Dabei ist seine Form oft unbeholfen und hart, sein Ausdruck dunkel und schwülstig; überhaupt ist er nie ein Versund Reimkünstler gewesen.