Dreizehntes Kapitel. Die Verjüngung der cechischen Dichtung durch Neruda, Halek und ihre Zeitgenossen. Die fünfziger Jahre litten schwer unter dem Bachschen Absolutismus, welcher die sich so hoffnungsvoll regenden Nationen wiederum in das alte Geleise des vormärzlichen Österreich zu lenken wußte. Eine schwere, dumpfe Ohnmacht bemächtigte sich nach der unglücklichen Revolution aller Geister. Der cechischen Nation fehlte es nicht nur an Denkfreiheit , sondern sie vermißte auch einen neuen Lebensinhalt ; sie dürstete nach frischen, führenden Ideen, die das kulturelle und litterarische Leben, welches in seiner freien Entwicklung gänzlich gelähmt war, befruchten könnten. Schon das stürmische Jahr 1848 hatte gezeigt, daß man den philologischen und poetischen Sprachenthusiasmus nun auch auf das Gebiet der Politik übertragen müsse, daß der utopische Panslawismus eines Kollar auch in der politischen Praxis Platz haben könnte; daß die so begeistert studierte und bejubelte vaterländische Geschichte eigentlich der Ausgangspunkt eines öffentlichen Kampfes ums Recht gegen die Regierung sein sollte. Doch die Polizei hemmte jede Regung des politischen Bewußtseins im cechischen Volke. So mußte man sich wieder in die engen Schranken des Schrifttums zurückziehen, wo man aber Schritt für Schritt gewahr wurde, daß es mit den romantischen Ideen der Wiedergeburt zu Ende sei; man mußte sich nach neuen Gedanken, nach neuen Vorbildern, nach neuen litterarischen Werten umsehen. Einige Versuche dieser Art wurden allerdings schon vor dem Jahre 1848 getan. Der geniale Macha, dessen trauriges